Ich stelle mir gerne vor

„Ich stelle mir gerne vor“ ist der Titel eines Gedichts, das Irena Bobowska am 24. Dezember 1941 schrieb und das als Einleitung zum Workshop diente, der für die Schüler der Abschlussklasse des polnischen Schulvereins Oświata e.V. in Berlin veranstaltet wurde. Der Workshop ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen unserem Verein und der Ambasada Polek e.V. im Rahmen des Projekts „Schicksale aus Polen 1939-1940“ des Deutsch-Polnischen Instituts und der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung, gefördert von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ).

Der erste Teil des Workshops wurde von Ewa Slaska und Magdalena Lepianka-Nowak geleitet und von Anna Krenz gefilmt. Während des Workshops erfuhren die Jugendlichen nicht nur etwas über die Geschichte von Irena Bobowska, sondern auch über ihr Werk. Der zweite Teil wird diesen Herbst stattfinden.

Irena Bobowska, geboren am 3. September 1920 in Poznań, war eine junge polnische Dichterin, Publizistin, Illustratorin und Aktivistin, eine sehr aktive Person, obwohl sie seit ihrer Kindheit gelähmt war und sich nur auf Krücken, im Rollstuhl oder mit Schienen fortbewegte. Unmittelbar nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs begann sie ihre Untergrundtätigkeit und arbeitete in der Redaktion der Untergrundzeitschrift „Pobudka“.  Im Juni 1940 wurde sie zusammen mit anderen Mitgliedern der Redaktion verhaftet. Sie verbrachte zweieinhalb Jahre in verschiedenen Gefängnissen in Poznan, Wronki und Berlin. Sie wurde vom Volksgerichtshof wegen Hochverrats verurteilt und am 26. September 1942 im Berliner Gefängnis Plötzensee enthauptet.

Anlässlich des 80. Todestages von Irena Bobowska organisierte das Kollektiv Dziewuchy Berlin mit finanzieller Unterstützung des Berliner Senats Abteilung für Kultur und Europa das Projekt „Der fehlende Teil der Geschichte. Irena Bobowska, die vergessene Heldin“ zum Gedenken an diese junge, mutige und talentierte Frau. Irena Bobowska ist für uns ein Symbol für all die jungen, talentierten Frauen, die während des Krieges ermordet und später vergessen wurden. In den Jahren 2023/2024 wurde ein weiteres Geschichtsprojekt ins Leben gerufen: „Frauen im Schatten der Guillotine. Hingerichtete Polinnen im Gefängnis Plötzensee“, gefördert von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ).

Im September 2023 initiierte Ewa Maria Slaska, eine Berliner Schriftstellerin, eine Spendenaktion für einen Baum für Irena Bobowska. Mit Hilfe von gofundme.de sammelte sie 600,00 Euro – ein Betrag, der es ermöglicht, im Rahmen der Aktion „Berliner Stadtbaum“ der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt einen Baum in Berlin zu pflanzen oder eine Patenschaft zu übernehmen. So ist die Säulenhainbuche an der Mauer des Moabiter Gefängnisses nach einem polnischen Widerstandskämpfer benannt.

Wir geben dem Gedächtnis eine neue Form. [20.3.2024] „Während des Festaktes sprachen Prof. Johannes Tuchel, Direktor der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Anita Dalkowska, Vorsitzende des Vereins der Absolventen und Freunde der Dabrowka-Schule in Poznan und Klaus Leutner. Christine Ziegler las zwei Gedichte von Irena Bobowska, die im Rahmen unseres Projekts „Der fehlende Teil der Geschichte“ (2022) ins Deutsche übersetzt wurden. Wir haben eine Gedenktafel mit einem Foto von Irena Bobowska enthüllt und ein kleines Schild mit ihrem Namen am Baum angebracht, das wir im Rahmen der Kampagne „Stadtbaum“ erhalten haben. Zur gleichen Zeit ehrten die Schüler von Dąbrówka in Poznań Irena Bobowska auf einem nach ihr benannten Platz. In Anlehnung an Berlin wird im September ein neu gepflanzter Baum (ebenfalls eine Hainbuche) auf dem Bobowska-Platz nach ihr benannt.

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