11 Oktober 1988

Am 11. Oktober 1988 fand der erste offizielle Schuljahresbeginn des

polnischen Schulvereins Oświata e.V. in Berlin statt. Der Erste nach 49 Jahren Pausierung. Heute, 35 Jahre später, feiern wir das Jubiläum seines Bestehens. Im Juni 2024 wird die Abschlussfeier dieses Schuljahres stattfinden. Schon jetzt laden wir Sie dazu ein, dies in den kommenden Monaten mit uns zu feiern.

Ein großes Dankeschön geht an alle, die sich an der Wiedergründung des Oświata e.V. beteiligt haben – an die Vorstandsmitglieder, Lehrer und Mitglieder des Elternausschusses. Wir möchten uns ganz herzlich bei Ihnen bedanken, denn es ist Ihr Verdienst, dass wir eine so wichtige Organisation auf der Landkarte Berlins geworden sind.

In naher Zukunft möchten wir Ihnen die Geschichte unserer Gesellschaft vorstellen. Wir werden Ihnen die für uns wichtigsten Personen und Ereignisse nahebringen.

Der Oświata e.V. in Berlin ist eine der ältesten polnischen Organisationen in Deutschland. Die Geschichte dieses Vereins reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1881 wurde auf Initiative von A. Chłapowski der Schulverein der Polen unter dem Namen St. Stanislaus gegründet. Nach zahlreichen organisatorischen Änderungen wurde er 1896 in den Schulverein Oświata e.V. umgewandelt, der bis heute besteht.

Der erste Vorsitzende des Vereins war Wladyslaw Berhan, ein Berliner Schneider, der in der polnischen Gemeinschaft hohes Ansehen genoss. Der Verein Oświata e.V. arbeitete ununterbrochen bis September 1939, als die nationalsozialistischen Behörden den Verein verboten.

Bis 1987 gab es keine ernsthaften Bestrebungen, das polnische Bildungswesen in Berlin wiederzubeleben. Erst die große Auswanderungswelle zu Beginn der 1980er Jahre veranlasste die Vorstandsmitglieder der Berliner Sektion des Bundes der Polen in Deutschland, sich für die Wiederbelebung des Polnischunterrichts in Berlin zu einzusetzen. Die treibende Kraft hinter dieser Aktion war Wojciech Soczówka, ein Asylbewerber aus Polen, der sich Ende der 1970er Jahre in Berlin aufhielt. Im Februar 1987 veröffentlichte er in zwei deutschen Tageszeitungen eine Anzeige mit dem Titel „Polnisches Gymnasium sucht qualifizierte Kräfte“. Die Ankündigung war zwar ein absoluter Bluff, hat aber ihren Zweck erfüllt. Wojciech Soczówka gelangte in den Besitz von fast 30 Adressen und Telefonnummern potenzieller Pädagogen.

Der Berliner Bund der Polen in Deutschland hat einen schwierigen Kampf um die Neugründung des Oświata e.V. hinter sich. Die Konsularabteilung der Polnischen Militärmission in West-Berlin leistete dabei beträchtliche organisatorische Hilfe. Am 21.04.1988 traf sich eine Delegation der polnischen Gemeinde in Berlin zum ersten Mal nach dem Krieg mit dem damaligen Schulrat des Bezirks Tempelhof Klaus Wowereit – dem späteren regierendem Bürgermeister von Berlin. Das Thema des Treffens war die Frage der kostenlosen Nutzung der Klassenräume der Schulen des Bezirks. Am 16. August erhielt Wojciech Soczówka ein Schreiben, in dem die Zuweisung der Räumlichkeiten bestätigt wurde und im Oktober nahm der Oświata e.V. seine Tätigkeit auf. Im Juni 1989 wurden die ersten Abschlusszeugnisse, die den Vorkriegsoriginalen nachempfunden waren, für das Schuljahr 1988/1989 übergeben.

Ein Jahr nach Beginn der Aktivitäten, am 20. Oktober 1989, wurde der Polnische Schulverein Oświata e.V. vom Bezirksgericht Charlottenburg in das Vereinsregister eingetragen. Dieses Datum gilt als der formale Abschluss des Neugründungsprozesses des Polnischen Schulvereins Oświata e.V. in West-Berlin. Seitdem ist der Verein ununterbrochen tätig und pflegt die polnische Kultur, Sprache und Tradition. In ihrem ersten Jahr nach der Neugründung hat die Gesellschaft 22 Zeugnisse ausgestellt. Gegenwärtig erhalten jedes Jahr etwa 300 Schüler unsere Abschlusszeugnisse. Unsere Angebote nutzen Schüler im Alter von fünf bis achtzehn Jahren.

       

 

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